„Leiden ist nicht heilsnotwendig“

Leiden ist weder Pflicht noch eine Garantie, um bei der Auferstehung dabei zu sein. Und Jesu Leiden war nur eine Etappe, dann folgte die Auferstehung. Wie man diesen Weg nachgehen kann, erläuterte der Stammapostel in einem Gottesdienst.

Dreimal kündigte Jesus den Jüngern seinen Tod und seine Auferstehung an, und doch verstanden sie ihn erst richtig, als es wirklich geschah. Eine dieser Ankündigungen verwendete Stammapostel Jean-Luc Schneider als Grundlage für den Gottesdienst am 10. März 2024 in Minden (Deutschland): „Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen“ (Lukas 18,31-33).

Ankündigung

Zu Beginn stellte der Stammapostel die Frage, warum Jesus sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung mehrmals angekündigt habe. Er habe damit gezeigt:

  • „Was immer jetzt auch geschieht: Keine Angst, es ist alles schon von Gott vorgesehen. – Er hat alles im Griff.“
  • „Macht euch keine Sorgen, ich bin nicht naiv, ich bin nicht dumm, ich weiß genau, was auf mich wartet.“
  • „Was geschehen wird, ist der Wille Gottes, aber er zwingt mich nicht dazu. Auch die Menschen zwingen mich nicht. Wenn ich diesen Weg gehe, mache ich das, weil ich damit einverstanden bin.“
  • „Hier verweist er auf den Propheten: Der Menschensohn – das war für die Juden klar – war der Gesandte Gottes, von dem schon Jesaja gesprochen hatte, der kommen sollte und würde leiden müssen, um die Menschen von der Sünde zu befreien.“
  • „Die letzte Botschaft, die die Jünger total überhört haben: Ja, ich muss leiden, ich muss sterben, aber macht euch keine Sorgen. Ich werde auferstehen!“

Nachfolge

„Das ist jetzt mein Weg, doch wenn ihr das Heil erlangen wollt, müsst ihr den gleichen Weg gehen“, habe Jesus erklärt. „Wenn man das so an, hört sich das furchtbar an“, sagte der Stammapostel. „Wenn wir das Heil Jesu Christi erlangen wollen, müssen wir ihm nachfolgen. Heißt das, dass wir jetzt alle getötet werden müssen, dass wir alle furchtbar leiden müssen?“ Entwarnung: Das verlange Jesus nicht.

Nachfolge heißt nicht Leiden

„Natürlich wurden später viele Christen verfolgt“, räumte der Stammapostel ein. „Doch nicht alle Christen damals wurden verfolgt und starben als Märtyrer. – Es gab auch Christen in der ersten Zeit, die nicht verfolgt wurden, sie führten ein ganz normales Leben.“

„Heute gibt es leider – und das macht uns sehr zu schaffen! – auch so manche Christen, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden.“ Aber: „Nicht nur Christen werden verfolgt.“ Als internationaler Kirchenleiter weiß er, dass weltweit Menschen verfolgt werden, aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion, ihrer Meinung oder ihrer Andersartigkeit. „Ich schließe daraus, dass das Leid nicht heilsnotwendig ist. Man muss nicht im irdischen Leben leiden, um erlöst zu werden. Es kann auch ohne gehen. Christen leiden nicht mehr als andere Menschen.“

Umgekehrt gelte aber auch, dass Christen nicht vom Leid verschont werden. „Wir können auch nicht davon ausgehen, dass es uns im Leben besser geht, weil wir treue Gotteskinder sind.“

Anfechtungen

Nachfolge bringe Anfechtungen mit. „Der Böse, der Satan, der Geist von unten – nennt ihn wie ihr wollt – will das irdische Leid ausnutzen, um uns von Gott zu trennen“, warnte der Stammapostel. „Er will aber auch die gute Zeit ausnutzen, um uns von Gott zu trennen.“ Und es seien nicht nur „böse Menschen“ von außerhalb, von denen Anfechtung komme. „Sie kommt manchmal auch von den Menschen, die uns wohlgesonnen sind. Deshalb habe Jesus Wert darauf gelegt, dass selbst die engste Familie nicht wichtiger werde, als der Wille Gottes. Allerdings: „Die größten Anfechtungen kommen von uns selbst.“

Verleugnen

„Der Sohn Gottes wohnte in der Herrlichkeit Gottes, seiner Allmacht, seiner Vollkommenheit“ und stattdessen sei er als schwacher Mensch auf die Erde gekommen, um Gemeinschaft mit den Menschen zu haben. Das bedeute umgekehrt: „Wir Menschen wollen zu Gott kommen und wir müssen darauf verzichten, unser eigener Herr und Meister und Gott zu sein.“ Zudem: „Sich selbst verleugnen heißt, einfach den Willen Gottes akzeptieren und tun, wie es Jesus Christus getan hat.“ Und es bedeute, zu dienen. Jesus habe es bei der Fußwaschung vorgemacht: „Die Nachfolge Christi und das sich selbst Verleugnen hat auch damit zu tun, dass wir dem Nächsten dienen sollen.“

Die kleine Herde

Die Bezeichnung aus Lukas 12,32 holte der Stammapostel ins Heute: „Wer Jesus Christus nachfolgt, wird weniger ‚Likes‘ haben als alle anderen“, sagte er. „Wer Jesus Christus nachfolgt, wird nie im ‚Mainstream‘ sein, der wird immer zum kleinen Volk gehören, weil er irgendwann irgendwo auf Unverständnis stößt, auf Widerstand, auf Absage.“ Den Willen Gottes zu tun, störe manchmal die Gesellschaft. Aber: „Das soll uns nicht stören. Wir sind da in guter Gesellschaft. Wir sind mit Jesus Christus.“

Hoffnung

Heute schon könne man – trotz des vielen Leids auf der Erde – die Gemeinschaft mit Jesus Christus erleben. Den Sorgen um die Zukunft setze Jesus entgegen: „Ich garantiere dir: Die erste Auferstehung wird kommen, die Braut des Herrn wird vorbereitet, der Tag des Herrn wird kommen. Vertrau mir und folge mir einfach nach.“ Das sei vielleicht das Schwierigste der Nachfolge. „Aber lasst uns dem Herrn weiterhin folgen, nach seinem Willen leben, gern ihn und dem Nächsten dienen: Im Glauben, in der Liebe und im Gottvertrauen. Dann können wir heute schon auf geheimnisvolle Weise erleben: Jesus Christus ist mit und bei uns, und wenn er kommt, wird er uns zu sich nehmen. Das ist kein menschliches Versprechen, das ist göttliche Wahrheit.“

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Katrin Löwen
01.05.2024
Stammapostel, Gottesdienst